Ein Grandseigneur der österreichischen Pferdesportfamilie ist nicht mehr

Die Nachricht, dass Dr. Günther Heincz am 5. März 2023 verstorben ist, löste im Burgenländischen Pferdesportverband aber auch im Österreichischen Pferdesportverband tiefe Betroffenheit aus.

Ein Ehemann, ein charismatischer Mann, ein Freund, der die Hürden des Lebens zu meistern wusste, ist nicht mehr. Er war Hüter eines ungeheuren Wissens- und Erfahrungsschatzes; die Summe eines bewegten, von Neugier und Wissensdurst angetriebenen Lebens, und er verstand wie kein Zweiter, egal ob als Funktionär, als Turnierrichter oder als Reiter und Fahrer, die Pferdesprache.

Günther wurde am 12. Jänner 1947 geboren, war gebürtiger Steirer, maturierte 1965 und beendete 1969 sein Studium als Jurist. Die ersten beiden Jahre als Jurist absolvierte er in Kärnten, arbeitete danach in Graz und war von 1972-1984 als Richter am Bezirksgericht Oberpullendorf. Von 1984 bis Ende 2013 war er am Bezirksgericht Güssing tätig, wo er schon vor vielen Jahren zum Leiter ernannt worden war. Anlässlich seiner Pensionierung wurde ihm von Bundespräsident Heinz Fischer das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen.

1983 hat er seine Heidi geehelicht und dies war bis heute einer seiner größten Erfolge. Seine große Stütze war seine Frau und die Familie. Trotz gesundheitlicher Rückschläge hat er nie seine Lebenslust und Frohsinn verloren und sein Elan war nicht zu bremsen. Sie lebten zuletzt in Graz.

Die Kinderlähmung, die leider nicht erkannt wurde, hinderte ihn nie und durch seine sportlichen Aktivitäten im Sport gab es kaum einen Knochen, den er sich noch nicht gebrochen hat. Herzprobleme, der notwendige Rollstuhl und ein schwerer Schlaganfall wurden ebenfalls überwunden.

Dem Pferdesport hat er sich vor über 50 Jahren zugewandt. Aber er war auch sonst sehr umtriebig. Während seiner Studienzeit hat er auch aktiv an zahlreichen Autorennen, z.B. mit Gunter Philipp und Helmut Marko, teilgenommen.

Über die Grenzen des Burgenlandes hinaus war er seit vielen Jahren bis heute auch als Turnierrichter tätig und gerne gesehen. Er war ein großer Förderer und Freund des Gespannfahrens und auch als Gespannfahrrichter tätig.

Seit 1979 bis 11. April 2015 war er Präsident des Burgenländischen Pferdesportverbandes. Unter seiner Leitung wurde unter anderem 2011 die burgenländische Mannschaft, erstmalig in der Geschichte, Sieger der Bundesländermannschaftsmeisterschaften im Springen. Ein weiteres Highlight ist der 2malige hintereinander folgende Sieg im Jahre 2012 und 2013 der bgld. Mannschaft bei den Bundesländermannschaftsmeisterschaften in der Dressur. Der internationale Höhepunkt war die 2malige Teilnahme von Dressurreiter Peter Gmoser bei den Olympischen Spielen.


Unter anderem hat er auch in seiner Funktion als Obmann des Reit- und Fahrvereines in Güssing, im Jahre 1987 der erste Casino Grand Prix abgehalten. Dieses 3tägige Turnier fand im Dauerregen statt, sodass sogar die Springstangen geschwommen sind. Mit einem Freund meisterte er auch das damit verbundene finanzielle Fiasko. 1985 leitete er die Austragung der Staatsmeisterschaft im Fahren in Güssing. Durch seine Initiative wurde nicht nur der pannonische Pokal zwischen Ungarn und Österreich begründet, sondern auch der Donau-Alpen-Pokal systematisch ausgebaut. Als Sportler war Dr. Heincz unter anderem ab 1987 Springreiter und 1987 – erster burgenländischer Landesmeister im Einspänner mit seiner Haflingerstute „Stutzi“.

Von 1979 bis 2016 war er Mitglied des Präsidiums des Österreichischen Pferdesportverbandes (OEPS) – früher Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich. Von 2007 bis 2011 war er als Schriftführer im Direktorium des OEPS tätig. Seit 1989 war er Turnierrichter in der Sparte Springen und Fahrsport bis in die höchste Klasse. Von 2005 bis 2018 war er Generalsekretär der Länder des Donau Alpen Pokal (DAP). Zusätzlich war er 1973 Gründer und Obmann des Reit- und Fahrvereines „Tempelritter der Burg Lockenhaus“.

Für seine Verdienste erhielt er das goldene Reitabzeichen mit grünem Kreuz des OEPS und die große Verdienstmedaille und Pferdegravur des OEPS.

Er war aber auch in zahlreichen sozialen Netzwerken aktiv:

So war er seit über 40 Jahren Mitglied des LION-Club, war 8mal Präsident, 1980 gelang ihm die Errichtung des Kinderspielplatz Mattersburg und die Aufbringung großer Summen für caritative Zwecke für in notleidende Menschen. 1975 war er Gründer des Vereins der Freunde des Krankenhauses Oberpullendorf und er konnte bis zum Jahr 2000 Investitionen von ca. 8 Millionen Schilling aufbringen. 1984 war er Gründer des Vereins der Förderer des Krankenhauses Güssing mit bis dato einem Investmentvolumen von € 600.000, -.

Sein pferdesportliches Moto war:

Unvergessen sind die herrlichen Stunden die wir gemeinsam bei der sportlichen Überwachung und Regelung der Reiterinnen und Reiter gemeinsam verbracht haben. Aber noch viel mehr auch die vielen geselligen Stunden vor allem in Podersdorf und im Seewinkel. Unvergessen bleibt auch die Teilnahme an den Erfolgen unserer Mitglieder bei großen und bedeutenden sportlichen Events, die immer das Gefühl vermittelt haben, dass wir einerseits ein gemeinsamer Verband und eine Gruppe von pferdenärrischen Freunden sind.

Lieber Günther, mit Dir verliert die Pferdewelt einen Hippologen, wie es ihn hierzulande vermutlich kein zweites Mal geben wird. Ich verlor einen Freund. Wir werden Dir stets in Ehren gedenken.


RR Dietrich Sifkovits

Präsident des Burgenländischen Pferdesportverband


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